Für jeden Radiomacher ist es ein Albtraum: Man schaltet rein zufällig mal den eigenen Sender ein und hört, dass da nicht die vorgesehene Zeitzone von heute läuft, sondern die Ausgabe aus der letzten Woche vom selben Tag. Es ist eine besondere Peinlichkeit, den Hörerinnen und Hörern Schnee von gestern vorzusetzen, aber es ist auch schlimm, wenn man weiß, wie viele Menschen sich um das Zustandekommen einer Sendung bemüht haben, die dann nicht ausgestrahlt wurde. Wäre das zu Beginn der Erstausstrahlung um 11 Uhr geschehen, hätte man bei den Wiederholungsterminen noch die neue Ausgabe senden können, aber wenn man es erst bei der letzten Wiederholung bemerkt, und wenn kein Hörer per Mail darauf hingewiesen hat, dann ist es natürlich längst zu spät. So etwas ist uns am Mittwoch geschehen.
Die Interessierten unter Ihnen fragen sich wahrscheinlich, wie so etwas möglich ist. Sicher: Auch in der ARD wurde einmal die Neujahrsansprache des Bundeskanzlers mit der vom letzten Jahr verwechselt, aber mal ehrlich: Helmut Kohl hatte nicht viel neues zu sagen, und es fiel nur an der falschen Jahreszahl auf. Da ist unsere Zeitzone doch hoffentlich gehaltvoller.
Es liegt daran, dass wir zwar möglichst professionell klingen möchten, aber von unseren Heimstudios aus arbeiten, Sendungen produzieren, sie auf einen gemeinsamen Server laden, von wo aus sie vom Streamer abgegriffen und in die Automation eingefügt werden. Und wenn da zur Archivierung zufällig noch die Sendung mit demselben Namen von vor einer Woche im tagesordner liegt, kann man, wenn man das Datum übersieht, auch mal die Falsche erwischen. Und schon ist eine neue Peinlichkeit geboren.
Wir betreiben den Sender ehrenamtlich, es gibt keine große Computerfirma, die uns ein sicheres Programm bastelt, das immer die richtigen Sendungen findet und an die richtige Stelle schafft. Unsere Automation, die über Jahre entstanden ist, ist schon ein recht kompliziertes Werk und mehr, als die meisten Sender, die mal im Internet angefangen haben, sich leisten. Trotzdem sind solche Fehler nicht hinnehmbar, denn der Ohrfunk hat den Anspruch, für die Hörer von der Qualität her ähnlich zu klingen wie ein öffentlich-rechtlicher Sender. Und das gilt sowohl für die Qualität der journalistischen Beiträge und der Moderation, wie auch für die technische Qualität. Daran mangelt es allerdings erheblich, weil in den unterschiedlichen Privatstudios eben unterschiedlich gute Voraussetzungen vorhanden sind. Dafür klingt der Sender eigentlich schon ganz ordentlich.
Die Lösung wird wohl eine eigene Cloud sein, die sich mit dem Rechner des Streamers synchronisiert. Dann kann der Produzent der Sendung sie schon dorthin legen, wo die Automation sie abgreift, ein manuelles Eingreifen des Streamers entfällt. Dies zu bauen ist möglich, dauert aber ein wenig, wenn man das ehrenamtlich und neben der normalen Radioarbeit macht.
Wollen wir hoffen, dass es künftig nicht mehr zu solchen Peinlichkeiten kommt. Es zeigt leider auch, dass wir den Ohrfunk zwar machen, ihn aber selbst selten hören. Wie auch: Wir sind ja mit der Produktion beschäftigt. Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, sollten sich sofort per Mail oder Kontaktformular an uns wenden, wenn Ihnen auffällt, dass wir die falsche Sendung ausstrahlen. Bei der Zeitzone, unserem täglichen Magazin, ist das ganz einfach: Schon am Anfang werden die tagesdaten genannt, einschließlich Datum, Geburtstage, Namenstage, Todestage und besonderer Ereignisse. Da merken sie schnell, ob es Sie und uns in die falsche Woche verschlagen hat.