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Eine Zeitzone in Reserve?

Es gibt Tage im Leben eines Rundfunkredakteurs, da läuft einfach alles schief. So einen Tag hatte ich im Laufe der letzten Woche. Da lagen plötzlich an einem Morgen zwei Zeitzonensendungen dem Streamer vor, von zwei unterschiedlichen Moderatoren aufgezeichnet. „ist doch prima“, mag sich da der Hörer belustigt denken, „dann spielen wir eben morgens die eine, mittags die andere Sendung, und abends würfeln wir, welche noch mal ausgestrahlt wird.“ Wir Redaktionsmitglieder finden so was aber meistens gar nicht lustig.

Zum einen ist es ein zeichen von Kommunikationsproblemen oder Flüchtigkeitsfehlern. Da haben wir schon so moderne Kommunikationsmittel wie Email oder WhatsApp, und trotzdem glauben eines morgens oder späten abends zwei Redakteure, für die kommende Zeitzonen-Sendung zuständig zu sein. Und beide stehen früh auf und produzieren die Sendung, das ist einfach ärgerlich und eine Verschwendung von Ressourcen. Wir Ohrfunker arbeiten ehrenamtlich, und der Redakteur, der eigentlich nicht zuständig war, hätte mit der Zeit besseres anfangen können, zum Beispiel einen anderen Ohrfunk-Beitrag fertigstellen oder seine Freizeit genießen, vor allem schlafend.

Zum Zweiten ist die Zeitzone einfach ein ganz schöner Aufwand. Was unsere Hörerinnen und Hörer möglichst professionell und locker dreimal am Tag präsentiert bekommen, ist eigentlich das Herzstück unserer täglichen Arbeit. An der Sendung sind mindestens 10 bis 12 Personen beteiligt, manchmal sogar einige mehr. Da ist zunächst der Moderator, der die vorhandenen Beiträge zu einer Sendung zusammenbaut und die Musik spielt. Dann haben wir eine Redakteurin, die die Tagesdaten recherchiert und sortiert, die am Anfang der Sendung gelesen wird. Ein weiteres Teammitglied liest diese Tagesdaten auf und unterlegt sie mit Musik. Die Hörfilmtipps, die immer nach der ersten Musik laufen, entstehen ebenfalls oft im Zusammenspiel zweier Personen. Dasselbe gilt für den historischen Beitrag. Manchmal lesen die Schreiber der Texte ihre Beiträge selbst, oft brauchen sie aber technische Unterstützung von anderen Kolleginnen und Kollegen. Michael Bennewitz ist unser Hauptleser und liest hin und wieder mehrere Beiträge am Tag. Die Hörspieltipps und die Nachrichten aus der Behinderten- und Sozialpolitik kommen meistens jeweils aus einer Hand. Und dann gib es den Hauptbeitrag, oder wie wir intern sagen, den Fünfer, weil er im Ablauf der Sendung die Nummer 5 trägt. Das ist meistens ein Beitrag mit Interviews und O-Tönen, an dem eigentlich immer mehrere Personen beteiligt sind. Ausnahmen sind die Literaturecke, mein politischer Kommentar oder die Beiträge unseres Berlinflaneurs Sven Przibilla.

All diese Beiträge gibt es jeden Tag. Um eine Sendung wie die Zeitzone zu produzieren, dürften täglich 6 bis 8 Stunden Arbeit anfallen. Da ist dann aber die Tätigkeit unseres Musikchefs Markus Bruch noch nicht eingerechnet, der natürlich ständig versucht, unser Angebot zu verbessern und unsere Rotation interessant zu halten.

Das alles machen wir, wie gesagt, ehrenamtlich, an allen Tagen der Woche. Wenn dann so eine Sendung zweimal produziert wird, ist das schon ganz schön ärgerlich, auch wenn man später doch darüber schmunzelt. Eine Zeitzone in Reserve? Niemand braucht’s, aber es zeigt, wie engagiert wir sind.